Was will ich bewirken?

Hast du dir diese Frage auch schon einmal gestellt?
Ich habe mir diese Frage ziemlich lange gestellt. Und auch die Frage, was will ich mit meinem Leben WIRKLICH anfangen, hat mich nach einem Schicksalsschlag lange beschäftigt. In diesem sehr persönlichen Blogartikel möchte ich dir erzählen, wie es dazu kam.

Achtsamkeits_Schmiede

„Frau Klein, Sie hatten eine Panikattacke.“

Diese Aussage wollte ich nicht wahrhaben. Der Arzt musste sich geirrt haben! Das war mein erster Gedanke, als er mir im Krankenhaus diese Diagnose präsentierte. Mein zweiter war: „Der ist sicher noch in der Ausbildung und hat keine Ahnung!“ Denn bis zu diesem Zeitpunkt war ich immer die Starke. Die junge Frau, die extrem gute Leistungen erbracht hat. Ich war schnell im Denken und schnell im Handeln. Ich kannte keine Pausen und hatte richtig Lust auf Erfolg.

Bis zu diesem Tag, an dem mein Kartenhaus anfing zu wackeln.

Ich fuhr auf der Autobahn und plötzlich fing mein Herz an zu rasen und zu stechen. Mein Puls ging hoch, ich schwitzte und zitterte und dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt.  Und das mit Mitte 30. Also, Warnblicker an und erst mal auf den Standstreifen fahren. Da saß ich nun, am Rande der Autobahn und wusste nicht mehr, wie mir geschieht.

Als der erste Schreck vorbei war, fuhr ich langsam zur nächsten Tankstelle, um mich dort von meinen Eltern abholen zu lassen. Sie bestanden darauf, dass ich ins Krankenhaus gehe, denn ich für meinen Teil, hätte das natürlich ausgelassen.

Warum „es nicht wahrhaben wollen“ nicht hilft

Die Zeit danach wurde für mich zur reinsten Odysee. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Wollte auf keinen Fall als die Schwache dastehen. Zuzugeben, dass es mir nicht gut geht, wäre zu dieser Zeit einem persönlichen Scheitern nahegekommen. Also habe ich so weitergemacht, wie bisher. Habe mich durch den Tag gekämpft und so getan, als hätte ich alles im Griff. Und wen wundert es da, dass die Panikattacken immer häufiger wurden? Trotzdem wollte ich es nicht wahrhaben und habe fleißig weiter dagegen angekämpft – ich war doch schließlich die, die immer alles hinbekommt.

Der Körper ist unglaublich schlau und wird immer lauter, wenn wir nicht bereit sind, zuzuhören!

Mein armer Körper wurde lauter, sodass ich mit der Zeit kaum mehr unter Menschen gehen konnte. Selbst in meiner Mittagspause ging ich nicht mehr in mein Lieblingscafé, sondern setzte mich alleine auf eine Parkbank. Auch die Treffen mit Freunden wurden weniger, da ich immer Angst hatte, ich könnte eine Panikattacke bekommen und würde auffliegen.

„Obwohl Gedanken nichts wiegen,
kann man unter ihrer Last zusammenbrechen.“

– Unbekannt –

Kurzer Lichtblick vor dem unglaublich tiefen Fall

In dieser wahnsinnig anstrengenden Zeit ist etwas wunderbares passiert. Ich wurde schwanger. Eigentlich ein Wunder bei all den Stresshormonen, die in meinem Körper ihr Unwesen trieben. Aber dieser kleine blaue Streifen auf dem Schwangerschaftstest war Freude und Erleichterung zugleich. Das erste Mal seit Jahren erlaubte ich mir, nur noch 85% zu leisten, statt immer volle 100%. Wobei 20% sicher die bessere Wahl gewesen wären. Ich fühlte mich gut und mein Partner und ich entschieden uns, zu heiraten. Klingt nach Happy End, oder?

Zu früh gefreut

Wir hatten eine wundervolle Hochzeit und ich blickte voller Vorfreude in unsere Zunkunft als kleine Familie. Schließlich war ich schon in der 23. Woche und unser kleiner Poti (so war bis dahin sein Name – eine Kombination aus unseren Spitznamen: Pony und Tiger) war schon recht aktiv.

Dann der Schock: beim routinemäßigen Ultraschall wurde der Arzt plötzlich ganz still. Sein Gesicht veränderte sich als er uns sagte, dass mit dem Baby etwas nicht stimmte. Ein weiterer Arzt bestätigte die Aussage und klärte uns über die Möglichkeiten auf, die es nun gab. In einer Spezialklinik könne man versuchen, dem Baby noch im Bauch zu helfen, aber seine Worte waren: „Es wäre besser, Ihr Baby stirbt in den nächsten Tagen von alleine.“

Ein kurzer Hoffnungsschimmer…

Wie gelähmt fuhren wir nach Hause und entschieden uns dafür, nicht aufzugeben und in die Spezialklinik zu fahren. Wir wollten es wenigstens nicht unversucht lassen. Die Ärzte versuchten, dem Kleinen noch im Mutterleib zu helfen und so hofften wir, dass doch noch alles gut wird.

Das wurde es leider nicht. Eine schwere Infektion führte dazu, dass plötzlich mein Leben in Gefahr war und auf einmal hatten es die Ärzte sehr eilig, die Geburt einzuleiten.

… und plötzlich war alles ganz dunkel

Danach fiel ich in ein riesiges Loch. Ich war so voller Trauer, Wut, Selbstzweifel, Selbstvorwürfen, Hilflosigkeit und endloser Leere. Es fühlte sich plötzlich alles so sinnlos an. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm und suchte nach etwas, um mit dieser unendlichen Trauer umgehen zu können.

Ein Workshop zum Thema „Weiser Umgang mit schwierigen Emotionen“ war einer dieser Strohhalme. Das war das erste Mal, dass ich mit Meditation in Berührung kam und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass es einen Weg gibt, wie ich die Trauer ertragen kann. Die Trauer war immer noch da, aber dort habe ich gelernt, wie ich sie integrieren kann, ohne daran zu zerbrechen.

Mein zweiter Strohhalm war ein MBSR-Kurs – Stress bewältigen mit Achtsamkeit. Mir war klar, dass meine bisherige Lebensweise mich genau an diesen Punkt in meinem Leben geführt hat. Umso wichtiger war es für mich als leistungsgetriebener Mensch, endlich einen gesunden Umgang mit Stress zu lernen.

„Gerade in der größten Verzweiflung
hast du die Chance,
dein wahres Selbst zu finden…“

– Sergio Bambaren –

Mein Wake up Call wurde mein Wendepunkt

Die Gespräche mit meiner Trauerbegleiterin, die Meditation und der MBSR-Kurs waren meine Rettung. Es dauerte zwar noch sehr lange, bis es mir wieder besser ging, aber es ging zumindest aufwärts. Ich verstand plötzlich, wie ungesund Stress für die Gesundheit ist und was ich mir selbst jahrelang angetan hatte. Indem ich immer wieder über meine eigenen Bedürfnisse hinwegging und mich permanent antrieb, ruinierte ich meine eigene Gesundheit.

Doch noch ein Happy End

Meine Achtsamkeits- und Meditationspraxis und ein neuer und gesunder Umgang mit Stress führten dazu, dass ich wieder mehr bei mir ankam. Ich habe gelernt, gut auf mich zu achten und meinen inneren Antreiber und Kritiker besser in Schach zu halten. Das ist unglaublich wichtig für mich, denn der Wunsch, etwas in der Welt zu bewegen, hat mich schon immer umgetrieben.

Die Frage: „Was will ich in der Welt bewirken?“ wurde nach dem Schicksalsschlag sogar noch lauter. Und als ich dann wieder schwanger wurde, verstärkte sich mein Wunsch, etwas in der Welt zu verändern. Da ich selbst erlebt habe, wie ungesund Stress sein kann, machte ich während meiner Elternzeit eine Ausbildung zur MBSR-Trainerin (Mindfulness-Based Stress Reduction).

Mir war plötzlich klar: das ist es, was ich auf der Welt bewirken möchte. Ich will Menschen den achtsamen und gesunden Umgang mit Stress zeigen, damit sie frühzeitig lernen, gut auf sich zu achten. Und nicht erst, wenn es zu spät ist. Nach Tim’s Tod schenkte uns das Krankenhauspersonal einen Bilderrahmen mit dem Abdruck seines kleinen Fußes. Dieser kleine Fußabdruck führte dazu, dass auch ich einen Fußabdruck hinterlassen will – und so habe ich zu Tim’s Ehren 2018 die Achtsamkeits-Schmiede gegründet.

Achtsamkeits_Schmiede

Was will ich noch bewirken?

Es gibt so vieles, was ich bewirken möchte aber hier sind zwei weitere Punkte, die mir sehr wichtig sind:

Ich will Menschen befähigen, sich von emotionalen und mentalen Blockaden zu befreien

Der gesunde Umgang mit Stress ist  eine wichtige Säule, die ich mit meiner Arbeit bewirken will. Die andere Säule ist, gemeinsam mit den Menschen tiefer zu schauen. Wo kommt der Stress her? Wann ist er entstanden? Manchmal sind es belastende Situationen aus der Kindheit oder der Vergangenheit, die uns noch Jahre danach belasten. Oder Glaubenssätze, die sich so fest in unsere Köpfe setzen, dass sie uns immer wieder daran hindern, in unsere wahre Größe zu kommen.

Manchmal sind es die eigenen inneren Antreiber, die so laut sind, dass sie uns das Leben zur Hölle machen. Wenn wir uns hier erlauben, einmal offen und ehrlich hinzuschauen, dann können wir den schweren Rucksack, der uns innerlich belastet, Stück für Stück leeren und innerlich wieder frei werden.

Ich mache das seit Jahren und schäle wie bei einer Artischocke Schale für Schale meine belastenden Gedanken und Emotionen ab und werde von Jahr zu Jahr freier. Und genau dazu möchte ich meine Coachees befähigen – damit auch sie innerlich wieder frei werden.

Mein Tipp: Höre auf deine Bedürfnisse

  • Nimm deine Bedürfnisse wahr und sorge dafür, dass du für diese einstehst.
  • Erlaube dir, dir dein Leben so zu gestalten, dass es zu dir und deinen Bedürfnissen passt.
  • Gehe nicht immer über deine eigenen Grenzen hinweg und sei dir selbst die beste Freundin/der beste Freund.
  • Befreie dich von belastenden Emotionen und einschränkenden Glaubenssätzen.
Achtsamkeits_Schmiede

Ich will Zeit mit meinen Kindern verbringen

Das Leben hat mir gezeigt, wie schnell es vorbei sein kann. Und es hat mich gelehrt, wie wertvoll diese kleinen Menschen sind, mit denen wir durchs Leben gehen dürfen. Ich bin voller Dankbarkeit und Demut, dass wir nach Tim’s Tod das Glück hatten, zwei gesunde Kinder zu bekommen. Und so war für mich klar, dass ich dieses Geschenk ehren möchte. So habe ich mich z.B. bewusst für die Selbständigkeit entschieden, um möglichst viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können.

So kann ich morgens in Ruhe mit ihnen frühstücken, ohne gehetzt aus dem Haus zu rennen. Mittags essen wir gemeinsam, unterhalten uns und ich bin für sie da, wenn sie eine Frage haben. Wir gehen Eis essen, flitzen mit den Bikes durch den Wald oder schauen, wer schneller Inliner fahren kann.

Und es gibt etwas sehr wichtiges, das ich ihnen mit auf den Weg geben möchte: nämlich, dass ihr Wert völlig unabhängig ist von Leistung und ich sie lieb habe, einfach weil sie so sind, wie sie sind.

Ich möchte im Hier und Jetzt Zeit für sie haben, denn ich weiß, dass diese Zeit viel zu schnell vorbei sein wird.

„Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:
die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages
und die Augen der Kinder.“

– Dante Alighieri –

Das war ein ziemlich langer Artikel und ich danke dir, wenn du ihn bis hierhin gelesen hast. Vielleicht kann ich dich mit meinem Artikel ermutigen, freundlich zu dir zu sein, dich gut um dich selbst zu kümmern und deinen Stress so weit es geht zu minimieren. Vielleicht kann ich dich ja auch inspirieren, dir selbst einmal die Frage zu stellen: „Was will ich bewirken?“
Schreib mir gerne in den Kommentaren, welche Antwort du auf diese Frage hast. Ich freue mich, von dir zu lesen!

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Liebevolle und achtsame Grüße
Deine Tina

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